Handwerkerstammtisch zeigt Probleme auf

Lügde (ar). Das Handwerk steht unter Druck, und das in vielfältiger Hinsicht. Um die Probleme aufzugreifen, welche die Betriebe, die Meister und die Ausbildungssituation betreffen, hatte der CDU Stadtverband Lügde am Donnerstagabend zu einem Handwerkerstammtisch geladen, bei dem zusätzlich zwei hochkarätige Gesprächspartner zur Verfügung standen. 
v. l. n. r.: Dr. Christian Tennie, Stadtverband Lügde, Christian Haase MdB und Matthias Goeken MdLv. l. n. r.: Dr. Christian Tennie, Stadtverband Lügde, Christian Haase MdB und Matthias Goeken MdL
Mit Christian Haase MdB und Matthias Goeken MdL stellte sich zwei ausgewiesene Experten den Fragen, der Kritik und den Anregungen, die aus den Reihen der handwerklichen Praktiker vorgetragen wurden. Die brennenden Probleme im Handwerkssektor hätten eigentlich viel mehr Betroffene zu dem Stammtisch locken müssen, sitzt doch das gesamte Handwerk in einem Boot und ist beispielsweise auch von der Entwicklung in der Industrie abhängig. Christian Haase wies darauf hin, dass im Handwerk viele Unteraufträge seitens der Industrie landeten und dass die Auslastung der Betriebe hoch sei. „Doch man muss darauf achten, dass die gute Situation nicht zu einer gewissen Investitionslethargie führt und sich langfristig Schwierigkeiten in Forschung und Entwicklung einstellen.”
 
Vor dem Hintergrund, dass sich zunehmend und flächendeckend chinesische Unternehmen auch in OWL und Lippe einkaufen, warnte er vor der Unterschätzung der kommenden Probleme. Die gefühlte Vollbeschäftigung sei trügerisch, denn „wo ist das Arbeitskräftepotenzial?” Dass hier entschieden nachgesteuert werden müsse, bestätigten ebenfalls die anwesenden Handwerksmeister, denn viele Lehrstellen blieben unbesetzt, und es sei kein Nachwuchs in Sicht. Dass dringend Fachkräfte benötigt werden, war unstrittig, denn, so Haase, „in zehn Jahren haben wir alleine durch den demografischen Wandel bedingt 155.000 freie Arbeitsplätze, und da stellt sich die Frage, gibt es Gruppen, die wir nicht genügend ansprechen.”
 
Besonders im Hinblick darauf, dass heutzutage rund 60 Prozent der Schüler das Abitur machten, im Gegensatz zu früher, als es noch 30 Prozent waren, erscheint die Notwendigkeit eminent hoch, Handwerksberufe wieder interessant zu machen. Da scheinen die beruflichen Chancen auch vielen Schulabgängern nicht bewusst zu sein, und daran müsse verstärkt gearbeitet werden. Matthias Goeken MdL plädierte dafür, bürokratische Hemmnisse abzubauen. „Gerade das Handwerk hat viele Flüchtlinge in Arbeit gebracht,” resümierte er, „dafür ist der ‚Spurwechsel’ wichtig, und beim Einwanderergesetz müssen wir etwas machen.” Als Meister im Bäckerhandwerk konnte er allerdings auch einen weiteren Aspekt beleuchten. „Es gibt viele Schulabgänger, die nicht ausbildungsfähig sind, da brauchen wir Förderprogramme.” Diese könnten auch dazu beitragen, dass Migranten außer der deutschen Sprache das für einen Beruf notwendige Fachvokabular lernten, denn „Grundvoraussetzung ist die Sprache.” Dennoch muss an weiteren Stellschrauben gedreht werden. So ist einerseits der Mangel an Grundschullehrern evident, was für den Erwerb sozialer und sprachlicher Kompetenz vonnöten wäre, andererseits fehlten zudem Berufsschullehrer. Allmählich begann die Diskussion sich im Kreis zu drehen, denn die gegenwärtigen gesellschaftlichen Schwachpunkte Spracherwerb, Fachkräftemangel, besonders im Auszubildendenbereich und Mangel an strukturellen Voraussetzungen tauchten immer wieder als Knackpunkte auf. Also weiter daran arbeiten, und den beiden Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene hat die Lügder CDU immerhin einen Impuls gegeben, für die Interessen der Region weiterhin konstruktiv einzutreten.